Liebessprachen verstehen: Warum wir uns manchmal nicht geliebt fühlen – und wie wir Brücken bauen können
Kennst du das? Du gibst dir so viel Mühe in deiner Beziehung – du bist aufmerksam, zeigst deine Liebe auf deine Weise – und trotzdem fühlt es sich an, als würde dein Partner das gar nicht richtig sehen oder schätzen? Vielleicht liegt es daran, dass ihr unterschiedliche Liebessprachen sprecht.
Das Konzept der Liebessprachen wurde ursprünglich von Gary Chapman entwickelt, der fünf Sprachen der Liebe definierte. Doch ich habe festgestellt, dass es noch weitere gibt, die genauso wichtig sind. Deshalb ergänze ich seine fünf um drei weitere, die essenziell für eine erfüllte Beziehung sind: Emotionale Verfügbarkeit, Verantwortung übernehmen und Wiederverbinden nach Konflikten. Denn manchmal reicht es nicht, Liebe zu zeigen – wir müssen auch lernen, sie so zu geben, dass sie wirklich ankommt.
Die 5 + 3 Sprachen der Liebe: Wie wir unsere Liebe zeigen
1. Worte der Bestätigung – „Sag es mir.“
Menschen mit dieser Liebessprache brauchen Lob, Komplimente und aufmunternde Worte. Manche Menschen fühlen sich geliebt, wenn sie es hören: Worte wie “Ich liebe dich“, “Du siehst toll aus“, “Ich bin stolz auf dich“ oder “Ich sehe, wie viel Mühe du dir gibst.“ Ein einfaches “Danke, dass du das für mich gemacht hast“ kann für jemanden mit dieser Sprache der Liebe eine große Bedeutung haben.
Beispiel: Du kommst von einem anstrengenden Tag nach Hause und hoffst auf ein liebevolles “Wow, du hast das heute großartig gemacht!“ Dein Partner schaut dich kurz an, nickt und sagt: “Was gibt’s zu essen?“ – Das ist ein direkter Schlag in die Liebessprache!
2. Gemeinsame Zeit – „Sei präsent mit mir.“
Für Menschen mit dieser Sprache zählt gemeinsame, ungestörte Zeit. Qualität statt Quantität. Sie fühlen sich besonders geliebt, wenn sie volle Aufmerksamkeit bekommen – ohne Ablenkung. Nicht nur nebeneinander sitzen, sondern wirklich Zeit miteinander verbringen – ohne Ablenkungen, ohne das Handy in der Hand. Wirklich da sein, zuhören, Interesse zeigen. Für manche Menschen ist ungeteilte Aufmerksamkeit der größte Ausdruck von Liebe.
Beispiel: Ihr seid beim Abendessen, du willst erzählen, wie dein Tag war, dein Partner nickt – während er auf seinem Handy TikTok-Videos schaut. Es ist, als würdest du mit einer Zimmerpflanze sprechen.
3. Geschenke – „Ich habe an dich gedacht.“
Für diese Menschen sind Geschenke nicht nur materielle Dinge, sondern Zeichen der Liebe und Aufmerksamkeit. Es geht nicht um den materiellen Wert, sondern um die Geste. Ein kleines Mitbringsel, ein handgeschriebener Zettel, eine Blume von unterwegs – das Zeichen, dass der andere an dich gedacht hat, kann sich wie eine warme Umarmung anfühlen.
Beispiel: Du denkst an deinen Partner, siehst seine lieblings Schokolade an der Supermarktkasse und bringst sie mit. Dein Partner freut sich riesig! Er dagegen schenkt dir zu deinem 40. Geburtstag eine Packung Küchenschwämme – weil du ja „praktische Dinge magst“. Äh, nein, nicht ganz…
4. Hilfsbereitschaft – „Ich bin für dich da.“
Liebe kann auch bedeuten, dem anderen Dinge abzunehmen. Menschen mit dieser Sprache fühlen sich geliebt, wenn ihnen Aufgaben abgenommen werden – Den Müll rausbringen, das Auto tanken, eine Tasse Tee bringen, wenn jemand müde ist. Kleine, praktische Gesten, die sagen: “Ich sehe dich, ich kümmere mich um dich.“
Beispiel: Dein Partner sagt: „Ich liebe dich!“ – und lässt dabei seine Socken im ganzen Haus herumliegen. Für dich wäre es ein größerer Liebesbeweis, wenn er einfach mal von selbst den Geschirrspüler ausräumen würde.
5. Körperliche Berührung – „Ich brauche Nähe.“
Für manche Menschen sind Berührungen das A und O. Eine Umarmung, eine sanfte Berührung am Arm, Umarmungen Händchenhalten – für manche Menschen ist Berührung das, was sie sich am meisten wünschen, um sich sicher und geliebt zu fühlen.
Beispiel: Du möchtest am liebsten auf dem Sofa kuscheln, dein Partner hält stattdessen 50 cm Sicherheitsabstand, als wärst du ein mit Grippe infizierter Kaktus. Nicht sehr erfüllend!
6. Emotionale Verfügbarkeit – „Bleib da, wenn ich dich brauche.“
Viele empfinden diese sechste Liebessprache als genauso wichtig wie die anderen. Es geht darum, für den Partner präsent und emotional ansprechbar zu sein – gerade in schwierigen Zeiten wie z.B. bei einer Krebserkrankung. Es ist ein großes Geschenk, und für viele ist das ein entscheidender Ausdruck von Liebe.
Wir machen Fehler. Alle. Aber die Frage ist: Können wir das zugeben? Können wir sagen: “Es tut mir leid, das war nicht fair von mir“ oder “Was brauchst du jetzt von mir?“ Das ist eine Form von Liebe, die oft unterschätzt wird. Verantwortung zu übernehmen bedeutet, bewusst mit unserem Verhalten und seinen Auswirkungen auf den anderen umzugehen.
Beispiel: Dein Partner hat dich verletzt. Du sagst es ihm, und anstatt sich rauszureden, schaut er dich an und sagt: “Es tut mir leid, ich sehe, dass das schmerzhaft für dich war. Das wollte ich nicht.“ Oder er fragt: „Was brauchst du jetzt von mir?“ oder „Wie kann ich eine Wiedergutmachung für dich machen?“ – So einfach und so kraftvoll.
8. Wiederverbinden nach Konflikten – „Lass uns das gemeinsam heilen.“
Streiten ist normal. Aber wie wir nach einem Streit wieder aufeinander zugehen, macht den Unterschied. Eine ausgestreckte Hand, ein ehrlich gemeintes „Lass uns reden“, ein Moment, in dem beide fühlen: Wir gehören zusammen, auch wenn wir uns mal nicht verstehen. Diese Form der Liebe hilft dabei, eine sichere Basis zu schaffen.
Beispiel: Nach einem Streit herrscht eisiges Schweigen. Dein Partner kommt nach einer Weile zu dir, nimmt deine Hand und sagt: „Hey, es tut mir leid, dass es so eskaliert ist. Lass uns darüber reden.“ – Ein einfaches Zeichen der Wiederverbindung kann Wunder wirken.
Meine Kaminfeuer-Geschichte
Ich hatte einmal einen Partner, der sich nicht für Liebessprachen interessierte – also kaufte ich ihm ein Buch darüber. Darüber war er nicht froh…
Er behauptete, es gelesen zu haben, aber ich merkte, dass das nicht stimmte. Ich war so enttäuscht, dass ich das Buch ins Kaminfeuer warf – und er ließ es tatsächlich verbrennen.
Heute kann ich darüber lachen, aber damals war es ein deutliches Zeichen dafür, dass wir völlig unterschiedliche Bedürfnisse und Ansichten hatten bezüglich Nähe und Gemeinsames wachsen…
Es geht nicht darum, perfekt zu sein – sondern echt
Manchmal können wir Liebe nicht so zeigen, wie unser Partner es sich wünscht. Nicht, weil wir ihn weniger lieben, sondern weil unsere eigene Liebessprache anders ist – oder weil das, was der andere braucht, für uns außerhalb unserer Komfortzone liegt. Das bedeutet nicht, dass wir nicht bereit sind, uns anzustrengen, aber es bedeutet auch, dass wir unsere eigenen Grenzen spüren dürfen.
Liebe heißt nicht, sich selbst aufzugeben, um dem anderen zu gefallen. Es geht darum, gemeinsam herauszufinden:
Was brauchst du am meisten?
Was brauche ich?
Und wo können wir uns in der Mitte treffen?
Es ist kein einseitiges Opfer, sondern ein Tanz zwischen Geben und Empfangen. Ein Erkunden, wie viel Raum es für Wachstum gibt, für das Erlernen einer neuen Sprache – aber auch für das Akzeptieren, dass wir manchmal nur mit einem Akzent sprechen können. Und das ist in Ordnung. Denn letztendlich geht es nicht darum, perfekt zu lieben – sondern echt.
Reflexion Fragen für dich und deine Beziehung:
Welche dieser Liebessprachen ist dir am wichtigsten?
Welche Liebessprache spricht dein Partner? Erkennst du, wie er oder sie Liebe zeigt?
Gibt es Momente, in denen du dich ungeliebt fühlst, obwohl dein Partner sich Mühe gibt?
Fällt es dir leicht, die Liebessprache deines Partners zu sprechen – oder fühlt es sich manchmal ungewohnt an?
Wie könntet ihr gemeinsam herausfinden, wo ihr euch in der Mitte treffen könnt?
Gibt es eine Liebessprache, die für dich schwierig ist, aber die dein Partner besonders braucht?
Eine Einladung: Lass uns gemeinsam herausfinden, wie ihr eure Liebe spüren könnt – ohne euch selbst aufzugeben
Falls ihr merkt, dass ihr euch manchmal in eurer Beziehung nicht gesehen oder verstanden fühlt, unterstütze ich euch gerne dabei, eure individuellen Liebessprachen zu erkennen und eine tiefere Verbindung aufzubauen.
Es geht nicht darum, sich komplett zu verbiegen – sondern gemeinsam Wege zu finden, Liebe so zu zeigen, dass sie wirklich ankommt. Lass uns zusammen herausfinden, wie ihr euch gegenseitig die Liebe geben könnt, die ihr braucht – ohne euch selbst zu verlieren.